Verstärkter Lärmschutz notwendig

Umgebungslärm: nicht nur lästig, sondern eine ernsthafte Gesundheitsbedrohung

21.03.2023

Andauernder Umgebungslärm führt zu mehr Stress und kann in einem Herzinfarkt enden. In dem aktuell erschienen Bericht über den Zustand des Umgebungslärmschutzes in der EU werden die Unzulänglichkeiten der Lärmschutzmaßnahmen festgehalten.


istockphoto-1410252441-612x612

Lärm, die zweitgrößte umweltbedingte Gesundheitsbedrohung, soll mit dem Aktionsplan zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung eingedämmt werden. 20 Prozent der EU- Bürger:innen sind aktuell einem erhöhten Lärmpegel ausgesetzt. Ein übermäßiger Lärmpegel führt zu einem erhöhten Stresslevel, einem gestörten Schlaf, beeinträchtigt die Lernfähigkeit, und tragt zu Schlaganfall und Herzerkrankungen bei. Der Aktionsplan sieht anlässlich der Faktenlage vor, dass bis 2030 die Zahl der vom Verkehrslärm betroffenen EU-Bürger:innen um 30 Prozent gesenkt werden soll. Der Umgebungslärm hat seinen Ursprung primär im Straßen-, Schienen- und Flugverkehr, weshalb sich der Aktionsplan auf den Verkehrslärm konzentriert. Angesichts der Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und Natur ist der Aktionsplan zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung aus 2021 Teil des Green Deals und im Plan Null Umweltverschmutzung verankert.

Gegen Lärm vorzugehen ist nicht nur eine Pflicht, um die Gesundheit der Bürger zu verbessern. Es ist auch eine großartige wirtschaftliche Chance.
Virginijus Sinkevičius, Kommissarin für Umwelt, Ozeane und Fischerei

Bericht zu Lärmbelastung

Der nun nach fünf Jahren erneut erschienene Bericht stellte fest, dass kleine Fortschritte im Vergleich zu 2017 gemacht wurden. Die Lärmbelästigung wird in den meisten Mitgliedsstaaten systematischer überwacht und mehr Lärmaktionspläne wurden aufgestellt. Aktuelle Fortschritte reichen jedoch nicht aus, um die Ziele für 2030 zu erfüllen. Anzahl und Intensität der Maßnahmen müssen, laut dem Bericht erhöht werden, um den vom Verkehr ausgehenden Lärm einzudämmen.

Handlungsleitfaden für die Verkehrssektoren

Die Mitgliedsländer sollten laut Bericht in Betracht ziehen, Geschwindigkeitsregulierungen vorzunehmen, um den Lärm vor allem Nachts auf den Straßen zu reduzieren. Außerdem sollten bei Renovierungen von Straßen oder Straßenabschnitten ein lärmreduzierender Straßenbelag zum Einsatz kommen. Der Straßenbelag hat eine andere Oberflächenstruktur und chemische Zusammensetzung, welche deutlich leiser beim Überfahren ist. Die EU-Rechtsvorschriften die Empfehlungen für Reifen-Verbote ausspricht, soll verschärft werden, sodass nur noch geräuscharme Reifen zum Einsatz kommen können.

Den geräuschärmeren Zugverkehr will die EU, durch Unterstützung der Mitgliedsländer, erreichen. Sowohl leisere Schienen, als auch leisere Wagons sollen in der Zukunft verwendet werden.

Im Bereich des Flugverkehrs sollen Maßnahmen zu einem leiseren Landen und Starten in der Richtlinie 2009/12/EG über Flughafenentgelte aufgenommen werden. Im Flugverkehr sollen zudem verstärkt leisere Flugzeuge verwendet werden.


Autobahn

Effizienter Lärmschutz auf der nationalen Ebene

Die Kommission betont in dem Bericht vor allem die Bedeutung der Zusammenarbeit auf nationaler Ebene und die koordinierten Maßnahmen auf EU- und lokaler Ebene. Vor allem auf der nationalen Ebene sind die zuständigen Behörden sowie die Betreiber der Verkehrsinfrastrukturen gefragt. Die Umgebungslärmrichtlinie soll deshalb als gesetzlicher Rahmen, der alle Maßnahmen auf internationaler, EU- und lokaler Ebene miteinander verbindet, dienen. Einen EU-weit gültigen Lärmgrenzwert gibt es nicht, die Bestimmung bleibt Sache der Mitgliedstaaten. Die nationalen Lärmaktionspläne sollen laut der EU die Hauptpunkte wie leise Straßenbeläge, niedrigere Geschwindigkeitsbegrenzungen, gut gewartete Bahnstrecken und die Einrichtung von emissionsarmen Gleisen in der Nähe von Haushalten und sowohl ausreichende Lärmschutzziele, als auch wirksame Maßnahmen zu deren Erreichung umfassen.

Chance für Innovationen 

Die Chancen, die die Lärmschutz-Aktionspläne der Wirtschaft bieten, sollen laut der EU nicht außer Acht gelassen werden. Betreiber:innen von Verkehrsträgern soll ein Anreiz zur Forschung an geräuschlosen Technologien geboten werden. Die Innovationen im Bereich der Technologien zur Lärmbekämpfung fördern den gesamten Mobilitätssektor und nachhaltige Mobilität.


pexels-photo-747079

Bestehender Lärmschutz in Hamburg 

In Hamburgs Straßenbild sind bereits einige Maßnahmen zum Lärmschutz nicht zu übersehen. Eines der prominentesten Beispiele ist der „Hamburger Deckel“, auf der A7. Die Autobahn befahren täglich mehr als 130.000 Autos. Entlang der Strecke durch Hamburg werden an verschiedenen Abschnitten variierende Schallschutzmaßnahmen verbaut. Zum Einsatz kommen sowohl Lärmschutzwände und Mittelwände, welche den Schall möglichst absorbieren, als auch lärmreduzierender Straßenbelag und Lärmschutztunnel, die den Schall komplett aus Wohngebieten halten sollen. Im Stadtteil Schnelsen werden daher rund 7.000 Meter neue Lärmschutzwände gebaut. Einige Hauptstraßen haben bereits nachts eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer pro Stunde. Beim Flugverkehr gilt, dass Starts möglichst in Richtung Norderstedt gehen sollen, da die Besiedlungsdichte dort niedriger ist.