Europa ist im Umbruch. Neue Technologien und eine Polykrise aus Klimawandel, Krieg, Pandemie und Rezession erfordern ein Umdenken in der Wirtschaft des Kontinents. Hierbei ist es wichtig, dass Sozialpartner und Gesellschaft diesen Wandel gemeinsam bewerkstelligen. Um dies zu diskutieren, kamen am 24.11. Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften in Hamburg zusammen.
Europa und Hamburg befinden sich in stürmischen Zeiten. Covid-19 und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine haben die weltweite Wirtschaft geschwächt. Vor diesem Hintergrund fand vergangenen Donnerstag die Diskussionsveranstaltung "Innovation und Beschäftigung: Transformation in Europa" im Main Loft Süd des Protoyp-Museums in der Hafen City statt.
In seiner Begrüßung betonte Torben Seebold, der Arbeitsdirektor der Hamburger Hafen Logistik AG die wirtschaftliche Relevanz des Hafens nicht nur für Hamburg, sondern für ganz Norddeutschland. Allein in der Metropolregion hängen über 150.000 Arbeitsplätze direkt von ihm ab. Finanzsenator Andreas Dressel thematisierte anschließend den aktuellen Wandel und die Transformation des Hamburger Hafens. Insbesondere die Digitalisierung und Dekarbonisierung der Hafenwirtschaft stehen dabei im Fokus und werden den Bedarf an hochqualifizierten Mitarbeiter:innen absehbar steigen lassen. Um die wirtschaftliche Bedeutung des Hafens zu erhalten, komme der (dualen) Berufsausbildung damit eine Schlüsselrolle zu.
Fünf Expert:innen sprachen anschließend auf einem ersten Panel über die wirtschaftliche Transformation in Hamburg und Europa. Die Diskutant:innen waren sich einig, dass Europa sich in einer Polykrise befinde, in der Herausforderungen gleichzeitig aus allen Richtung kommen. In der Gesamtschau sei die Situation bei der Beschäftigung in Hamburg zwar gut, gleichzeitig wünschten sich die Vertreter:innen von Gewerkschaften, Wirtschaft und Politik ein klareres Bekenntnis zur Ausbildung. Dass die Ausbildung in Deutschland und vor allem in Hamburg wieder an Relevanz gewinnt, sei ein wichtiger Baustein der wirtschaftlichen Transformation. Um das System der dualen Berufsausbildung würde Deutschland in Europa beneidet, aber auch die klassischen Ausbildungsberufe dürften nicht durch negative öffentliche Inszenierung "kaputt" gemacht werden.
Livia Spera, die Generalsekretärin der Europäischen Transportarbeiter-Föderation, führte die etwa 80 Zuschauerinnen und Zuschauer anschließend in das zweite Panel ein. Sie berichtete über die zentrale Herausforderung ihres Verbandes, Akteure aus verschiedenen Branchen und Ländern miteinander zu versöhnen und die Interessen aller zu vertreten.
Das Leitthema der zweiten Podiumsdiskussion hieß "Teilhabe und Mitbestimmung in einer globalisierten Arbeitswelt". Zentral für die Diskussion war die Frage, wie der Hafen weiterhin ein Platz "für alle" sein kann. Dazu sei wichtig sich die Zeit zu nehmen, sich hinreichend mit wichtigen Phänomenen wie der Digitalisierung und Fragen der Ausbildung auseinanderzusetzen. Der Prozess werde dauern, er sei aber nur langfristig erfolgreich, wenn die Auseinandersetzung gründlich genug sei. Hierfür werden Unternehmen auch zukünftig ihre Arbeitnehmer:innen stark einbinden müssen und dabei werden gegenseitiges Vertrauen und Konfliktlösungsfähigkeit vonnöten sien. Europa und Hamburg müssen auch in Zukunft global wettbewerbsfähig bleiben, es müsse jedoch ein Mittelweg gefunden werden, der einen solidarischen Umgang miteinander ermöglicht.
Abschließend ließen Vertreter:innen der drei Veranstalterorganisationen in einem letzten Panel den Abend revue passieren und fassten die Kernargumente noch einmal zusammen. Der Info-Point Europa wurde dabei von Lina Ohltmann vertreten. Alle beteiligten waren sich einig: Eine grundlegende transformation der Arbeitswelt im Hafen ist unvermeidlich. Das Ziel der kommenden Jahre müsse es sein, diese so fair wie möglich zu gestalten.