Stimmungsbild Georgien

Georgiens Jugend und ihre Europäische Hoffnung

26.04.2023

Seit Jahren hat Georgien Europäische Bestrebungen und bekennt sich zu den europäischen Ideen. Verschiedene Abkommen zwischen EU und Georgien haben eine stabile Beziehung bedingt, welche man stetig auszubauen versucht. Gleichzeitig leidet das kleine Land im Kaukasus unter russischem Militärsdruck. So hat Georgien 2008 20% seines Territoriums an Russland verloren. Angesichts der konstanten Gefahr aus dem Norden, erhoffen sich die Menschen Unterstützung und Schutz durch den Westen aber auch ganz andere Erwartungen werden an die EU gebunden.

Georgien und die EU

Junge Menschen wollen weg vom Postsowjetismus und hin zum europäischen, perspektivreichen Leben. Die georgische Bevölkerung positioniert sich bereits jahrzehntelang zu den europäischen Werten und der Europäischen Union. Verschiedene Assoziationsabkommen und auch die Visafreiheit haben die Beziehungen zwischen der EU und Georgien stetig vertieft und dem Land wirtschaftlichen Anschluss und politische Stabilität gegeben. Höhepunkt der EU-Georgien Beziehung war die Antragsstellung auf die EU-Mitgliedschaft im vergangenen Jahr. Das Ergebnis war frustrierend: Georgien hat lediglich den Ausblick auf eine europäische Perspektive und nicht den erhofften Kandidatenstatus erhalten, zu groß sei der Reformbedarf in Sachen Rechtsstaatlichkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Politik.  

Kritik an georgischer Regierung

Trotz der Bestrebungen wird der georgischen Regierung verstärkt eine pro-russische Haltung vorgeworfen. Russische Oligarchen und die politische wie militärische Gefahr seitens Russlands führen, laut den Kritiker:innen, zu einer russlandfreundlichen oder zumindest passiven Staatsmacht. So hat sich Georgien beispielsweise als einziges Antragstellerland nicht den Sanktionen gegen Russland angeschlossen und erst kürzlich gab es heftige Demonstrationen in der Hauptstadt Tiflis im Zuge eines neuen Gesetzesentwurfs. Das „Agentengesetz“ wies Parallelen zu einem russischen Gesetz auf und beinhaltete die verpflichtende Registrierung ausländischer Medien und Organisationen als Agenten. Befürchtet wurden die Unterdrückung der Pressefreiheit und die Tendenz hin zu einer autoritären politischen Richtung. Obwohl der Gesetzesentwurf zurückgezogen wurde, blieben die Proteste noch tagelang bestehen.

Ängste und Hoffnungen der jungen Menschen

Auf diese Art politisieren sich die jungen Menschen und geben klar zu Verstehen, dass die passive Außenpolitik und die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland gegen ihren Willen geschehen. Sie befürchten, dass die Mitgliedschaft zur Utopie wird und sich die Europäische Union von Georgien abwendet. Dies wäre gesellschaftlich wie wirtschaftlich fatal. Das Land hat kaum eigene Wirtschaftszweige und eine sehr hohe Arbeitslosen- und Auswandererquote. Auf der Suche nach besseren sozioökonomischen Bedingungen oder politischer Stabilität hat in den vergangenen Jahrzehnten bereits ein Drittel der Bevölkerung das Land verlassen. Arbeitsplätze oder bessere Weiter- und Ausbildungsmöglichkeiten ziehen die Menschen ins Ausland. Von der EU-Mitgliedschaft und der Integration Georgiens in den europäischen Markt wird sich ein wirtschaftlicher Aufschwung erhofft, bestehend aus der Ansiedlung von europäischen Unternehmen in Georgien und verstärkten Investitionen im Land. Ebenso sehen viele die Gefahr, dass das Land seine Souveränität durch den russischen Imperialismus verliert. Ohne die umfangreiche Unterstützung aus dem Westen wäre das Land russischen Aggressionen ausgeliefert. 

Junge Menschen sehnen sich nach den westlichen Standards und damit nach einem Leben in Sicherheit und einer Zukunft mit Perspektiven, ob im Ausland oder in Georgien selbst.