Klimawandel in der EU

Jugend zwischen Sorge und Hoffnung

27.06.2023

Dieser Artikel ist Teil unseres EU Youth Projektes. Wir haben die Europe Direct Büros in ganz Europa gefragt, was sie wichtig finden an ihrem Beruf und was sie sich als junge Menschen von der EU-Politik wünschen. Die Antworten findet ihr auf unseren Social Media Kanälen und eingearbeitet in unsere Artikel.

Junge Europäer:innen sehen Umwelt- und Klimaschutz als wichtigstes Problem. Drei von vier jungen Menschen fürchten sich vor den Folgen des Klimawandels und viele glauben, dass die politische Reaktion nicht ausreicht.  

Daher haben sich in den letzten Jahren weltweit junge Menschen verbunden und aktivistische Gruppen, wie Friday For Future oder Extinction Rebellion, gegründet. Gemeinsam demonstrieren sie für mehr Klimabewusstsein und Maßnahmen seitens der Regierungen. Es gäbe ein großes Interesse bei der Jugend sich politisch für soziale und Umweltthemen zu engagieren, bestätigt auch das Europa Direct Center aus Ciudad Real, Spanien. Eines der wichtigsten Probleme in Spanien sei die Trockenheit, die bereits große Auswirkungen auf das Land zeige. 

Klima-Protest in Erlangen

Folgen in Europa

Im sechsten Bericht des EU-Klimawandel-Dienstes Copernicus Climate Change Service (C3S) zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels auf Europa. Auffällig ist, dass die Temperaturen in Europa deutlich schneller steigen als an anderen Teilen der Welt. Während der weltweite Temperaturanstieg seit 1990 bei 1,2 Grad Celsius liegt, lag im letzten Jahr die europäische Durschnittstemperatur bei 2,2 Grad Celsius. Das ließe sich vor allem auf die Lage des Kontinents zurückführen, da sich Landmassen deutlich schneller erwärmten als die Temperaturen über Ozeanen. 2022 wurde geprägt von Überflutungen, Stürme und Hitzewellen, so der Bericht. Extremwetterereignisse wie diese werden auch für die nächsten Jahre erwartet.

„Die Umwelt wird unsere Söhne und Töchter vor andere Herausforderungen stellen als die, die die Erwachsenen oder unsere Eltern und Großeltern zu meistern hatten“
Carlo Buontempo, Direktor des Copernicus Klimawandel-Dienstes

Hoffnung EU?

Aus der Tui-Studie geht hervor, dass viele junge Menschen mehr Vertrauen in die EU haben, als in ihre nationale Regierung. Sie wünschen sich mehr Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten und mehr Regelungen auf EU-Ebene. Das bestätigt auch eine Mitarbeiterin des Europe Direct Centers in Cuneo, Italien: "Als junge Italienerin, habe ich oft das Gefühl, dass meine Rechte und Schwierigkeiten mehr auf der europäischer Ebene geteilt und gehört werden, als auf der nationalen." 

Jedoch wirken sich die Folgen des Klimawandels Ungleich auf Europa aus; Südeuropa ist deutlich höheren Temperaturen und Risiken ausgesetzt als Nordeuropa. Die Trockenheit in Ländern wie Italien und Spanien ist auch in diesem Sommer wieder ein großes Thema in den Nachrichten. Dabei hat Deutschland den größten CO2 Ausstoß in der EU. Es ist weltweit zu erkennen, dass Ursachen und Folgen des Klimawandels nicht am selben Ort auftreten. Die EU hat sich als ein solidarischer Verbund zur Aufgabe gemacht, Krisen gemeinsam zu lösen. Daher ist es wichtig, dass Europa gemeinsam Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz ergreift. 

An manchen Stellen gelingt das bereits. Zum Beispiel berichtet Veronica vom Europe Direct Modena in Italien, von der großen europäischen Unterstützung nach den Überflutungen im Mai diesen Jahres. 

Maßnahmen der EU

Der europäische "Grüne Deal" soll Europa 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent machen. Im Deal sind zahlreiche Initativen enthalten, um den Weg zur Klimaneutralität zu bewältigen, darunter die EU-Strategie zur Anpassung an den Klimawandel und die EU-Biodiversitätsstrategie. Durch das Paket "Fit für 55" und das europäische Klimagesetz wurden die EU-Klimaziele zu einer rechtlichen Verpflichtung. Bis zum Jahr 2030 müssen die Mitgliedsstaaten die Netto-Treibhausgasemmissionen um 55% gegenüber 1990 gesenkt haben. Dabei unterstützen soll auch das reformierte EU-Emissionshandelssystem (EU-EHS). Zusätzlich sind weitere sektorübergreifende Maßnahmen geplant. Zum Beispiel sollen im Zuge der EU-Waldstrategie bis 2030 drei Miliarden neue Bäume geplanzt werden. 

Zur Finanzierung der Maßnahmen braucht es hohe private und öffentliche Investitionen. Die EU-Länder haben sich darauf geeinigt, dass 30% des langfristigen EU-Haushalts (2021-2027) und 30% von NextGenerationEU in klimabezogene Projekte fließen sollen.

Grüne Projekte für die Jugend

Die europäischen Klimaziele wirken sich auch auf die Programme der EU aus. Zum Beispiel sollen Erasmus+-Jugend und Europäisches Solidaritätskorpus grüner werden. Die Programme bieten jungen Europäer:innen Möglichkeiten zu reisen, neue Kompetenzen zu erlernen und die Zukunft der EU mitzugestalten. Gemeinsam mit Jugend für Europa haben sie für andere Organisationen und junge Menschen einen Leitfaden für die umwelt- und klimaschonende Projektumsetzung erarbeitet. 

Die Jugendprogramme wollen sich den Herausforderungen des Klimawandels stellen und jungen Europäer:innen mehr Raum zur Mitgestaltung bieten. Das Beispielprojekt: "Von Grassroots, Selbstver­pflichtung­ und­ Ökodiktatur:­ Kann­ Demokratie­ nachhaltige­ Entwicklung?" von Erasmus+-Jugend soll die jungen Teilnehmer:innen für interkulturelle Kommunikation und eine aktive europäische Bürgerschaft sensibilisieren. 

Ausblick

Das Bewusstsein für den Klimawandel und dessen Folgen nimmt in der Bevölkerung weiter zu. Laut Schätzungen machen junge Klimaaktivist:innen die weltweit größte Bewegung aus. Und gerade viele junge Europäer:innen setzen ihre Hoffnung in die EU. 

Das Europe Direct Center Napoli in Italien berichtet: "Junge Generationen hier empfinden den Kampf gegen den Klimawandel als wichtigstes Thema und Herausforderung für die Zukunft. Sie wollen den Wandel mitgestalten. (...) Und sie erwarten bessere Gespäche zwischen ihnen und Politiker:innen." 

Die EU bemüht sich auf die Forderungen einzugehen und die Jugend durch Programme wie Erasmus+ miteinzubeziehen. Leider dauern demokratische Prozesse häufig lang. Gerade wenn, wie in Europa, so viele Parteien an Entscheidungen beteiligt sind. Eine große Herausforderung beim Klimawandel, der nicht auf die Politik warten wird. Trotzdem versucht die EU sich der Krise zu stellen und Vorreiter im Klimaschutz zu werden. Wie die Umsetzung gelingt und ob die Ziele ausreichen, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.