Schon die neueste Proteinquelle probiert?

Heuschrecken sind Teil der gesunden Ernährung außerhalb Europas.

Die Debatte um die Zulassung der Hausgrille (Acheta domesticus) und der Larven des Getreideschimmelkäfers (Alphitobius diaperinus) als Lebensmittel hat ein Ende gefunden. Die Larven des Mehlkäfers (Tenebrio molitor), die Wanderheuschrecke, der Buffalo-Wurm und nun ab Januar auch die Hausgrille dürfen als Nahrungsmittel bezeichnet werden, als solches verarbeitet und vertrieben werden. Der Antrag auf Betitelung der Grille als Nahrungsmittel wurde bereits im Juli 2019 eingereicht. Da alle sogenannten „neuartigen Lebensmittel“ einen Genehmigungsprozess durchlaufen müssen, kann sich das Prüfverfahren durchaus in die Länge ziehen. Als ein „neuartiges Nahrungsmittel“ werden Anwärter benannt, welche vor 1997 selten in Europa verzehrt wurden. Die Anwärter müssen, um als „neuartiges Nahrungsmittel“ durchzugehen, ein Prüfverfahren der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit durchlaufen. Erst wenn ein „neuartiges Lebensmittel“ geprüft wurde und besteht, dürfen Unternehmen mit diesem auf den Markt gehen. 

Vorgaben durch die Gesetzgebung

Mit der Zulassung der Insekten als Nahrungsmittel hat das EU-Parlament jedoch gleichzeitig Regularien und Vorgaben zum Umgang mit den Tieren und den Produkten erlassen. Um den Verbraucher:innen deutlich zu zeigen, dass Produkte Insekten beinhalten, muss dieses auf der Verpackung gut und sichtbar gekennzeichnet sein. Der Artenname muss außerdem auf der Zutatenliste stehen, damit für auch nicht-Biolog:innen erkennbar ist, um welches Insekt es sich handelt. Zugelassene Produkte für die Verarbeitung von Insekten sind Brote, Brötchen, Kekse, Cracker, Bachmischungen, weitere Teigwaren, Soßen und Suppen, Fleisch- und Milchersatzprodukte, Kartoffelerzeugnisse und Schokolade.

Muffins können bald verarbeitete Insekten beinhalten.

Unerwartet Gesund

Es gibt rund 2.000 essbare Insekten in Europa, von denen nun bereits vier als Nahrungsmittel zugelassen wurden. Essbare Insekten sind unter anderem Käfer, Raupen, Bienen, Ameisen, usw., welche bereits mehr als 2 Milliarden Menschen dienen als eine sichere Nahrungsquelle, laut der Welternährungsorganisation FAO. Außerhalb Europas ist der Verzehr von Insekten weit verbreitet. Während in der EU die Zulässigkeit von Insekten als Nahrungsmittel diskutiert wird, weiß man außerhalb Europas die Vorteile der Insekten schon länger zu schätzen: Insekten sind bewiesenermaßen nahrhaft. Sie sind so proteinreich wie Rindfleisch und im gefriergetrockneten Zustand sogar proteinreicher. Ihre Fettsäure ist gesättigt, sie haben eine gute Zusammensetzung von Mineralstoffen und Vitaminen, weshalb sie in anderen Kulturen Bestandteil der alltäglichen Küche und der gesunden Ernährung sind. Ihre Züchtung ist außerdem deutlich ressourcenschonender als die von Säugetieren. Sie verbrauchen deutlich weniger Nahrung, Energie, Wasser und Fläche und stoßen weniger Treibhausgase aus. Dem gegenüber steht, dass die Produktion teuer ist und Insekten ein Risiko für Menschen sind, die allergisch auf Krustentiere reagieren.

Wie es weiter geht...

Nun muss man sehen, wie der Markt mit den „neuartigen Nahrungsmitteln“ umgehen wird, welche Produkte er hervorbringt und welche Produkte Insekten ersetzen könnten. Interessant zu beobachten wird auch sein, ob sich das Verhalten der Verbraucher:innen bezüglich der kommenden neuen Produkten verändert und ob sie vielleicht sogar ihre Essgewohnheiten ändern. Die ersten Firmen, die planen in Europa Insekten zu verarbeiten und auf den Markt zu bringen, sind unter anderem Cricket One Co. und Ynsect Nl B.V. Ganz neu sind Insekten in Nahrungsmittel allerdings nicht, denn seit der ersten Zulassung 2018 konnte man z. B. Riegel, Nudeln und Bürger mit Buffalo-Würmern mit Insekten Pulver auch hier in Europa essen. Die Verbraucherzentrale Hamburg merkt allerdings an, dass aktuell nur sehr wenige Produkte mit einer kleinen Menge an Insekten in Deutschland auf dem Markt sind.