Am 7. November kam die Europäische Politische Gemeinschaft (EPG) zum bereits fünften Mal seit Beginn der Initiative 2022 zusammen. Beim Gipfeltreffen in Budapest waren 47 Staats- und Regierungschef:innen, darunter auch die der 27 EU-Mitgliedstaaten, eingeladen. Doch was genau ist eigentlich die EPG und welche Ziele verfolgt die Gemeinschaft? Nachfolgend ein kurzer Leitfaden.
Die Initiative für die Europäische Politische Gemeinschaft kam im Mai 2022 von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron als Teil seiner Reaktion auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Er war wie andere EU-Regierungschef:innen der Auffassung, dass auch europäische Länder, die nicht der EU angehören, stärker in sicherheits- und außenpolitische Entscheidungen eingebunden werden müssten.
Die erste Sitzung der EPG fand im Oktober 2022 in Prag statt und versammelte 44 europäische Länder, darunter EU-Mitgliedstaaten sowie Großbritannien, Türkei, Ukraine, Schweden, Norwegen, Albanien, Serbien und weitere Staaten aus dem westlichen Balkan sowie dem Kaukasus.
Die EPG ist eine von der EU unabhängige Plattform und ist keine formelle Organisation oder Institution wie die EU. Es handelt sich vielmehr um ein loses Netzwerk, indem sich die teilnehmenden Staaten regelmäßig treffen können, um über politische, sicherheitsrelevante und wirtschaftliche Themen zu diskutieren. Dabei können alle Mitglieder der EPG ihre Perspektiven und Interessen einbringen, ohne dass formelle Verpflichtungen bestehen. Die Treffen der EPG sind in der Regel auf hoher politischer Ebene, etwa auf der Ebene von Staats- und Regierungschefs, und werden von einem rotierenden Vorsitz geführt, ähnlich wie beim EU-Ratsvorsitz. Die Teilnahme an der EPG ist nicht mit einer EU-Mitgliedschaft verbunden, und die EPG ist nicht als Erweiterung oder Konkurrenz zur EU zu verstehen, sondern als eine zusätzliche Möglichkeit, die politische Zusammenarbeit zu vertiefen.
Wie Eingangs bereits erwähnt, ist die EPG als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine und die daraus resultierenden geopolitischen Herausforderungen entstanden. Angesichts der globalen Spannungen – zu denen auch die wachsende Rivalität mit China oder die Eskalationen im Nahen Osten gehören – steht Europa vor der Herausforderung, die geopolitische Handlungsfähigkeit zu stärken und eine einheitliche Außenpolitik zu formulieren. Diese Notwendigkeit hat sich nach dem Wahlsieg Donald Trumps zusätzlich verschärft. Die neue US-Regierung mit seinem protektionistischen Kurs unter dem Motto "America First" stellt Europa vor enorme wirtschaftliche und sicherheitspolitische Herausforderung und verlangt ein Umdenken in vielen Bereichen. Das wurde auch beim Treffen in Budapest, nur zwei Tage nach der US Wahl, deutlich. Hier versuchten die Staats- und Regierungschef:innen Einigkeit und Handlungsfähigkeit zu beweisen, insbesondere bei der Unterstützung für die Ukraine. Die Europäische Politische Gemeinschaft kann also zu einer Stärkung Europas beitragen und dürfte in den kommenden Jahren noch an Bedeutung gewinnen.
Die nächste Tagung der Europäischen Politischen Gemeinschaft wird im Frühjahr 2025 in Albanien stattfinden.