Am 06. Februar 2023 wurden der Südosten der Türkei und der Norden Syriens von einem verheerenden Erdbeben erschüttert. Die Infrastruktur brach zusammen, tausende Häuser wurden zerstört und begruben tausende Menschen unter ihren Trümmern. Wenige Tage nach dem Unglück wurden 16.000 Todesopfer geborgen – eineinhalb Monate danach sind es über 56.000. Der Sachschaden wird auf über 35 Milliarden Dollar geschätzt. Die Not ist groß aber die Ressourcen der Länder sind knapp. Die EU will die Türkei und Syrien bei der Bewältigung unterstützen.
Direkt nach den starken Erdbeben aktivierte die Europäische Union ihren Katastrophenschutzmechanismus und bündelte damit die Hilfs-Kapazitäten der Mitgliedsstaaten sowie acht weiterer, vertraglich an die EU gebundene, Staaten (Türkei, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro, Nordmazedonien, Norwegen, Island). Im Zuge des Katastrophenschutzprogramms wurden medizinische Teams sowie ein medizinisches Evakuierungsflugzeug in die Türkei geschickt. Gleichzeitig waren über 32 Such- und Rettungsteam in der Türkei daran beteiligt, Überlebende in den Trümmern zu finden.
Mehrere Staaten haben zudem Hilfsgüter wie medizinische Ausrüstung, Hygieneartikel, Lebensmittel und warme Kleidung in die betroffenen Provinzen entsandt. Zudem wurden über das Programm rescEU-Reserve 2.000 Zelte und 8.000 Betten mobilisiert und versendet. Außerdem wurden 500 Notunterkünfte in das Erdbebengebiet gebracht. Ergänzend wurden 5,5 Millionen Euro gesammelt und der Türkei für humanitäre Hilfe zur Verfügung gestellt.
Syrien konnte Flugzeuge mit Gütern aus dem humanitären EU-Vorrat in Dubai empfangen. Vor Ort sorgte die Internationale Organisation für Migration als Partner der Union dafür, dass die Güter auch in den nicht von der Assad-Regierung kontrollierten Nordwesten des Landes kommen. Die Syrien-Hilfe wurde dafür von einem EU-Katastrophenschutzteam in Beirut koordiniert. Die Sachgüter-Hilfen der EU-Mitgliedsstaaten wurden über die Knotenpunkte in Beirut und Gaziantep zur Verfügung gestellt. Die EU hat bisher 10 Millionen Euro an humanitärer Hilfe für Syrien bereitgestellt.
Über die humanitäre Luftbrücke will die EU weiterhin umfangreiche Hilfsgüter liefern.
Die Unterstützungsmaßnahmen für die Erdbebenopfer gingen in den vergangenen Wochen kontinuierlich weiter. Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson, der den EU-Ratsvorsitz inne hat, organisierten am 20. März 2023 eine Geberkonferenz, um auf der internationalen Bühne erneut zum Spenden zu motivieren. Als Informationsgrundlage wurden die Geberländer mittels einer durch das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) durchgeführten Bestandsaufnahme über den derzeitigen Wiederaufbaubedarf informiert. Die Ergebnisse dieser Bewertungen beinhalteten Summen in erschreckender Höhe. So benötigt die Türkei laut den Vereinten Nationen Hilfen in Höhe von 94 Milliarden Euro. Beim Wiederaufbau soll auch spezifisch in eine erdbebenresistente Architektur investiert werden, was die Kosten markant erhöht.
Neben EU-Mitgliedsstaaten nahmen Nachbarländer, die Vereinten Nationen, internationale Finanzinstitute und private Akteure an der Konferenz teil, die von dem Nachbarschafts- und Erweiterungskommissar Olivér Várhelyi gemeinsam mit dem schwedischen Minister für internationale Entwicklungszusammenarbeit Johan Forssell moderiert wurde.
Insgesamt wurden 7 Milliarden Euro gesammelt. Davon stammen alleine 3,6 Milliarden Euro von europäischen Gebern, wie der Kommission, den Mitgliedsstaaten, der Europäischen Investmentbank und der europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.