Die baltischen Staaten in der EU

Hamburg und die baltischen Staaten im europäischen Kontext

15.05.2025

Seit ihrem EU-Beitritt im Jahr 2004 haben Estland, Lettland und Litauen eine bemerkenswerte politische und wirtschaftliche Entwicklung vollzogen. Mit diesem Artikel beleuchten wir ihren Weg zur europäischen Integration, sicherheitspolitische Bedeutung und wirtschaftlichen Fortschritte – und zeigen, welche Rolle Hamburg als Handelsdrehscheibe und Partner in der Ostseeregion spielt. 

Die baltischen Staaten und ihr EU-Beitritt 2004

Mit dem Beitritt Estlands, Lettlands und Litauens zur Europäischen Union am 1. Mai 2004 vollzog sich ein geopolitisch bedeutender Schritt in der Nachkriegsordnung Europas. Die drei baltischen Staaten hatten sich nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 konsequent an westlichen Werten orientiert und durch tiefgreifende politische und wirtschaftliche Reformen ihre EU- und NATO-Beitrittsfähigkeit unter Beweis gestellt. Der EU-Beitritt wurde nicht nur als Symbol ihrer erfolgreichen Transformation und demokratischen Konsolidierung gewertet, sondern auch als strategische Entscheidung zur Absicherung ihrer Souveränität gegenüber Russland. In Brüssel galten die baltischen Staaten als Vorreiter unter den postsozialistischen Reformstaaten – ihr Beitritt stärkte die Union in sicherheits-, wirtschafts- und integrationspolitischer Hinsicht erheblich.

Zwischen Transformation und Verantwortung: Die baltischen Staaten in der EU

Der EU-Beitritt markierte nicht nur das Ende einer postsowjetischen Übergangsphase, sondern auch den Beginn eines neuen politischen Selbstverständnisses. Die drei baltischen Staaten strebten gezielt die Integration in westliche Strukturen an – aus sicherheitspolitischem Kalkül ebenso wie aus dem Wunsch, Teil eines wertebasierten Europas zu sein. Ihr Weg in die Europäische Union steht beispielhaft für erfolgreiche Reformpolitik und den tiefgreifenden Wandel nach dem Kalten Krieg.

Entwicklung seit dem EU-Beitritt

Seit 2004 haben Estland, Lettland und Litauen ihre Rolle in der EU aktiv mitgestaltet und sich wirtschaftlich dynamisch entwickelt. Estland gilt heute als digitaler Vorzeigestaat Europas, während alle drei Länder eine bemerkenswerte Annäherung an den EU-Durchschnitt beim BIP pro Kopf erreicht haben. Sie haben sich als stabile Demokratien etabliert und setzen sich auf europäischer Ebene insbesondere für die Stärkung der transatlantischen Beziehungen, eine konsequente Russlandpolitik und die Energieunabhängigkeit Europas ein. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine 2022 hat ihre sicherheitspolitische Haltung weiter geschärft: Die baltischen Staaten gehören zu den entschiedensten Unterstützern der Ukraine und fordern innerhalb der EU eine klare Position gegenüber autoritären Regimen. Estland, Lettland und Litauen nehmen heute eine wichtige Rolle in der sicherheitspolitischen Debatte der EU ein. 

Ihre Entwicklung seit dem Beitritt zeigt, wie europäische Integration erfolgreich zur Stabilität, Modernisierung und sicherheitspolitischen Verankerung beitragen kann.

Bedeutung für Hamburg und die Hamburger Wirtschaft

Der EU-Beitritt der baltischen Staaten hat Hamburg als Handels- und Logistikstandort gestärkt und neue Impulse für wirtschaftliche Kooperationen gesetzt. Der Hamburger Hafen fungiert als zentraler Umschlagplatz für den Ostseehandel und bietet wöchentliche Verbindungen zu Häfen in Estland, Lettland und Litauen. Im Jahr 2023 verzeichnete die Verbindung zwischen Kiel und Klaipeda einen historischen Höchststand sowohl bei den Passagierzahlen (+22 %) als auch beim Frachtaufkommen (+3 %). Hamburg Airport engagiert sich im Projekt „BSR Hydrogen Air Transport“, das auf die Entwicklung einer Wasserstoff-Infrastruktur für den Luftverkehr in der Ostseeregion abzielt. Die wirtschaftlichen Beziehungen werden durch Initiativen wie das Interreg-Projekt RESIST gestärkt, das soziale Innovationen und Unternehmertum in der Ostseeregion fördert.

Eine der größten Wirtschaftsdelegationen aus Deutschland reiste 2024 unter Leitung von Hamburgs Wirtschaftssenatorin Dr. Melanie Leonhard nach Lettland und Estland, um den Austausch in den Bereichen maritime Logistik, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz zu intensivieren. 


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Von der Hanse in die Zukunft: Die Wirtschaftspartnerschaft Hamburg – Baltikum 

Gemeinsam mit der Handelskammer Hamburg beleuchtete die Europa-Union Hamburg die dynamische deutsch-baltische Handelspartnerschaft im Rahmen einer Veranstaltung in den Europawochen 2025.

In zwei Diskussionsrunden stellten sich zunächst die Wirtschaftsförderungsagenturen der drei baltischen Staaten dem Publikum vor und erläuterten die Investmentmöglichkeiten für Hamburger Kaufleute in Lettland, Litauen und Estland. Nach einem anschließenden Impuls von Kai-Olaf Lang (Stiftung Wissenschaft und Politik) diskutierten Marina Basso Michael (Hafen Hamburg Marketing), Linda Oldenburg (Nortal AG), Alois Krtil (Artificial Intelligence Center Hamburg e.V.) und Kai-Olaf Lang über die strategische und politische Lage im Baltikum einerseits und die vielfältigen Chancen in den Schlüsselsektoren Logistik und Digitales unter der Moderation von Henrik Lesaar.