Der französische Präsident Emmanuel Macron hat den bisherigen Bildungsminister Gabriel Attal zum neuen Premierminister ernannt. Der 34-Jährige, und damit jüngste Premierminister in der Geschichte Frankreichs, übernimmt das Amt von Élisabeth Borne, die kürzlich ihren Rücktritt bekannt gegeben hatte. Attal, ein enger Vertrauter Macrons, wird gleichzeitig die erste offene homosexuelle Person sein, die das Amt des Premierministers in Frankreich innehat.
Macrons Entscheidung, Attal zu ernennen, wird als Strategie interpretiert, um politisch wieder in die Offensive zu kommen. Nach den Parlamentswahlen von 2022 verlor Macrons Lager die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung und ist nun auf die Unterstützung der Opposition angewiesen. Diese jüngste Personalentscheidung ist Teil eines größer angelegten Plans, die Regierung zu revitalisieren und den politischen Schwung im Vorfeld der Europawahl und der Olympischen Spiele in Paris zu stärken.
Attal selbst wird als facettenreicher Politiker beschrieben, der sowohl bei den Sozialisten als auch bei den Rechten Respekt genießt. Seine Erfahrung im Staatsapparat, angefangen als Sprecher des Präsidentschaftskandidaten Macron bis hin zu seiner jüngsten Position als Bildungsminister, spiegelt seine beeindruckende politische Laufbahn wider. Darüber hinaus hat Attal durch seine Medienpräsenz und Eloquenz Aufmerksamkeit erregt, was möglicherweise ein Faktor für seine Ernennung ist.
Die Ernennung Attals markiert eine Flucht nach vorne für Macron, der durch umstrittene politische Entscheidungen und den Verlust der parlamentarischen Mehrheit unter Druck geraten war. Mit Attal als neuem Premierminister hofft Macron, eine frische Dynamik zu schaffen und sein politisches Projekt zu "regenerieren", wie er es selbst formuliert hat.
Es bleibt abzuwarten, ob Marcon und der neuen Regierung der angekündigte Neustart gelingt. Im Hinblick auf die im Juni 2024 anstehende Europawahl steht viel auf dem Spiel. Laut aktueller Umfragen liegt Macrons Pro-Europäische Renaissance-Partei weit abgeschlagen hinter der Rechtsaußen-Partei Rassemblement National unter der umstrittenen Vorsitzenden Marine Le Pen. Ein entsprechendes Wahlergebnis im flächenmäßig größten EU-Land und Deutschlands wichtigstem Partner in Europa würde die EU vor große Herausforderungen stellen.