Beim diesjährigen Berlin Global Dialogue diskutierten internationale Entscheidungsträger:innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über die Verschiebung globaler Machtverhältnisse und die Zukunft Europas. Unter dem Motto Shifting Power, Shaping Prosperity stand die Frage im Mittelpunkt, wie Europa angesichts geopolitischer, wirtschaftlicher und technologischer Veränderungen handlungsfähig bleiben kann.
In ihrer Rede betonte Von der Leyen, dass Europa nicht bei „business as usual“ bleiben dürfe. Angesichts wachsender globaler Spannungen und Abhängigkeiten müsse die EU schneller, entschlossener und mutiger agieren. Besonders wichtig sei eine strategische Unabhängigkeit – etwa in kritischen Technologien, Rohstoffen und Lieferketten –, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Von der Leyen hob zudem die Stärken Europas hervor: den Binnenmarkt, die Innovationskraft von Start-ups, Fachkräfte und Forschungskapazitäten. Europa müsse diese Potenziale aktiv nutzen, um nicht nur auf globale Veränderungen zu reagieren, sondern selbst Gestalter globaler Entwicklungen zu sein. Ein neues Mindset sei erforderlich: schnelle Entscheidungen, strategische Entschlossenheit und Mut, um Chancen zu ergreifen und Wohlstand nachhaltig zu sichern.
Besondere Relevanz haben von der Leyens Aussagen für die aktuelle Lage in der Ukraine. Die strategische Unabhängigkeit und die Stärkung Europas, die sie fordert, sind entscheidend für die Unterstützung der Ukraine in ihrem Konflikt mit Russland. Eine handlungsfähige EU kann die Ukraine besser mit militärischer, humanitärer und wirtschaftlicher Hilfe versorgen und gleichzeitig politischen Druck auf Russland ausüben.
Ein zentraler Punkt ihrer Rede betrifft auch stabile Lieferketten – ein direktes Learning aus der Corona-Pandemie. Die EU hat während der Pandemie erlebt, wie stark sie von globalen Lieferketten abhängig ist und wie Verzögerungen oder Engpässe die Handlungsfähigkeit einschränken können. Von der Leyen fordert daher, dass Europa widerstandsfähiger wird, damit es auch in zukünftigen Krisen – sei es Pandemien, geopolitische Konflikte oder andere globale Schocks – schnell und effektiv reagieren kann.
Auch wenn der Berlin Global Dialogue in erster Linie ein Diskussions- und Netzwerkforum ist, hat er durchaus praktische Relevanz. Die Impulse aus den Debatten fließen in politische Entscheidungen, Strategiepapiere und Gesetzesvorhaben ein. Zudem entstehen durch den Austausch internationale Kooperationen, gemeinsame Initiativen und Netzwerke zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Themen wie strategische Unabhängigkeit, Lieferkettenstabilität oder Unterstützung der Ukraine werden auf diese Weise nicht nur theoretisch diskutiert, sondern konkret wirksam, da sie politischen Druck erzeugen und Handlungsoptionen auf EU- und nationaler Ebene beeinflussen.
Der Berlin Global Dialogue gilt als bedeutendes Forum für den internationalen Austausch, in dem politische Leitlinien, Zukunftsstrategien und internationale Kooperationen diskutiert werden. Die diesjährige Ausgabe zeigte deutlich: Europas Handlungsfähigkeit ist nicht nur für den eigenen Wohlstand, sondern auch für die Stabilität in Europa, insbesondere für die Unterstützung der Ukraine, von zentraler Bedeutung.